Hi zusammen! Endlich kann ich wieder einmal etwas reinschreiben, ich hab Internet!! 🙂
Der letzte Tag in Schweden-was für ein wunderbarer Tag!
Ich durfte wählen wo es hingehen soll-mein Wunsch war es nochmals zurück in die Kindheit zu reisen…
Wir fuhren nach Vimmerby in die „Welt der Astrid Lindgren“!! Mami und Papi, vielen Dank für diesen unvergesslichen Tag!
Nach dem Aufstehen machte ich mich zurecht-zurückversetzt in die Kindheit-rote Strümpfe, kurze Jeanshose, blaues Oberteil mit pinkigem Strumpfhosenoberteil darunter und die Haare à la Pippi Langstrumpf. Als ich das Frühstück auf dem Tisch bereit stellte, sah mich Thesi an als hätte ich eine totale Modische-Geschmacksvertauchung (und das an ihrem Hochzeitstag!), bis ihr bewusst wurde, dass wir ja heute in die Astrid-Lindgren-Welt fahren 😉
So fuhren wir nach dem Frühstück los. Weil auf dem Flyer nichts stand von einer Ermässigung für Studenten, sondern nur für Pensionierte und Kinder, fragten wir uns ob es wohl möglich ist, dass ich als 12 Jährige durchgeh.
Ein Versuch ist es wert: Es hat geklappt!!!! Juhuiiiiiii!!!!! Innerhalb kurzer Zeit wurde ich 8 Jahre jünger!! Ich genoss es den ganzen Tag 12 Jahre alt zu sein, durfte deshalb auch die Rutsche für bis zu 15Jährige benutzen (die Beule am Kopf die es davon gab nahm ich gerne in Kauf um dafür einmal runter zu fahren ^^), durfte in die kleinen Häuschen hinein inkl. der Villa Kunterbunt!!!, bekam eine Kinderportion Spagetthi zum Mittagessen und durfte mich sogar auf den „Kleinen Onkel“ setzten.
Eine Welt, die die Kinderherzen aufblühen lässt!
Am Abend nach einer Waffel mit Konfitüre und Sahne sind wir dann wieder Richtung Haus gefahren.
Dann hiess es Packen-das Wichtigste in den Rucksack, den Rest in eine Tüte, die wieder in die Schweiz zurück geht. Derweilen als ich packte, backte mir Thesi eine superleckere, riesengrosse Feigen-Tailleaule und Markus suchte die Route heraus, damit wir morgens um 6 Richtung Kopenhagen losfahren können.
(Fotos zu diesem Tag auf furo.ch unter Blog)
Nun war es soweit (14.08.12): Der Tag des Abschieds.
Um 6 Uhr in der Früh fuhren wir los, Richtung Flughafen Kopenhagen. Erstaunlich schnell sind wir dort angekommen. Ich checkte meinen Rucksack ein, dann genossen wir alle noch den Reissalat, den Thesi am Vorabend auch noch vorbereitet hatte, dann hiess es Abschied nehmen. Auch Peter schrieb noch in letzter Sekunde aufs Handy von Markus um mir alles Gute zu wünschen!
Ich danke euch für diese wunderbare Zeit, die wir in Schweden noch geniessen durften und für eure Liebe! Ihr seid die beste Familie die man sich wünschen kann-unersetzlich! <3 God bless you!

Auf, auf meinen Weg.
Kaum am Gate angekommen, schon konnte ich einsteigen. Ab nach Lisbon (Portugal)-alleine.
Ankunft (meine ersten Gefühle): Ich kann die Sprache nicht, war noch nie in Portugal, kenn die Kultur/Leute nicht, weiss nicht wo ich diese Nacht schlafen werde, da sich der Eine, mit dem ich über Couchsurf ausgemacht hatte, dass ich bei ihm übernachten kann, nicht mehr meldete bzw. nich ans Telefon ging als ich ankam, Leute die mich anstarrten..ein Gefühl von ziemlicher Verlorenheit. Ok, dachte ich mir, was nun?!
Ich entschied mich zum Touristenbüro im Flughafen zu gehen, mit den Fragen: „Wo kann ich heute Nacht günstig übernachten?“ und „Was muss ich unbedingt sehen von Lisbon (weil ich nur eine Nacht hier bin)?“ Die Frau am Schalter gab mir einen Stadtplan und eine Liste mit Hostels (Das gibt sie wahrscheinlich jedem) und sie sagte mir ich soll mit dem Bus in die Stadt fahren.
Nachdem ich den Bus gefunden und mir ein Ticket gekauft hatte, stieg ich ein und suchte mir auf der Fahrt ein Hostel raus, nach dem Motto „Welcher Name klingt am Besten“. Als ich mich für eines entschieden hatte, suchte ich auf der Karte die Strasse raus, wo das Hostel ungefähr sein sollte. Ich stieg an der nächstgelegenen Haltestelle (nach ungefähr 30 Minuten Fahrt) aus, wusste danach aber überhaupt nicht wo ich genau bin. Auf der Suche nach Strassennamen, die auch auf der Karte vorhanden sind, verlief ich mich und landete 40 Minuten später zufällig wieder am Ort wo ich aus dem Bus ausgestiegen bin.
Das Zentrum von Lisbon ist sehr schön, wenn man aber ein bisschen weiter rausgeht, sieht man viele heruntergekommene Häuser und Slum’s.
Ich fragte eine Dame ob sie mir nicht sagen könnte wo ich genau bin auf der Karte. Sie nahm mich bei der Hand und führte mich zu der Strasse, die ich gesucht hatte. 😉 Auf dem Weg zum Hostel (die Hauptgasse der Stadt entlang) gab es viele Strassenkünstler: Jungs am Breakdancen, zwei Damen am Flamenco tanzen, ein Afrikaner mit Trommeln und allem worauf man schlagen konnte (Pfannen etc.), ein Saxophonist und vieles mehr.
Angekommen beim „Travellers House“ (Hostel), wurde ich freundlich empfangen, konnte endlich mein Gepäck abstellen und ein Brasilianer (der dort arbeitet) zeigte mir das Hostel und mein Zimmer. Es gab nur noch ein Bett, dass frei war (so zu sagen hat es auf mich gewartet); In einem 4er Zimmer (mit drei Jungs). Alle sind auf der Reise oder machen Ferien, so hatten wir viel zu reden! Der eine „Brad“ kam aus Texas, mit dem tanzte ich am Abend noch Salsa und Merenge und er brachte mir den traditionellen Tanz von Texas bei, die anderen beiden kamen aus Frankreich (mit ihnen ging ich am Abend noch zur hausinternen Wein-degustation). Ich sah mir vorher noch ein bisschen die Innenstadt an und ass in einem typischen Restaurant Calamares (sehr lecker!). Müde plumpste ich dann ins Bett.
Lisbon:


Am Morgen (15.08.) giengs weiter. Das Frühstück hatte ich ja schon dabei: die leckere Tailleaule!!! 😉 Mit dem Bus wollte ich wieder zum Flughafen zurückfahren aber moment mal…wieso kommt den kein Bus…? Ich fragte wiederum eine einheimische Dame ob der Bus Verspätung hat. Mit einem Lächeln sagte sie mir „Einmal im Jahr streiken die Busse-das ist heute“. Super!!!!!! Nun dann muss ich halt ein Taxi nehmen, zu Fuss würde ich mein Flieger verpassen…
Wiederum checkte ich meinen Rucksack ein, ging durch die Handgepäckkontrolle und Passkontrolle. Ich dachte mir: „Nun ab zum Gate“. Ha! falsch gedacht… Nochmals Passkontrolle (zum guten Glück hab ich einen elektronischen Schweizerpass! sonst hätte ich mindestens 30 Minuten anstehen und warten müssen!). Nochmals Handgepäckkontrolle?! Mammamia! Dann einlich am Gate. Einsteigen und Abflug-ein langer Flug… (9 Stunden)

Angekommen in Caracas. Schon wieder Passkontrolle und Stempel. Diesmal hatte ich kein Glück mit meinem Schweizerpass. Ausländer=Ausländer. Eleketronisch hin oder her. Anstehen, warten. Gepäck holen und raus. Raus?!?! Als erstes kommt mir alle 2 Meter ein Security entgegen und fragte mich wo ich hin will. Hmmm.. wieso soll ich denen allen sagen wo ich hin will? Als ich dann die durchbohrenden Blicke, die nur darauf warteten, dass „Frischfleisch“ aus dem dem Flughafen kommt bemerkte, entschied ich mich lieber den Securitys zu vertrauen als einfach so raus zu latschen.. Ich sagte ihnen wo ich hin will und sie erklärten mir den Weg. „Raus, links, geradeaus, runter, rein, rechts“. So genau musste ich auch nicht zuhören, denn ich konnte ja alle 2 Meter wieder nachfragen. 😉 So fand ich zum Bus, der mich in die Stadt „Caracas“ fährt. 30 Minuten soll die Fahrt ungefähr dauern, ok. Nach 1h40 kamen wir endlich an! Was für ein Chaos!!!!!! Jeder fährt wann er will und wie er will, jeder hupt, ein riesen Stau überall-stress pur bzw. Geduld ist gefragt (was nicht gerade meine Stärke ist 😉 ). Von der Bushaltestelle gehts dann weiter mit dem Taxi (30 Minuten) zum „grossen“ Busterminal (es sah aus wie eine Tankstelle). Ich stellte mich an, um ein Ticket zu kaufen für den „Fernverkehrsbus“ nach Maturin, welcher am Abend um 21.30 Uhr abfahren sollte und ungefähr 9 Stunden dauert. Als ich an der Reihe war, sagte man mir „Es fährt kein Bus in diese Richtung von Venezuela bis Samstag“! Whaaaaaaaat?!?!?! Und nun? Nach langem Hin und Her bot mir der Typ am Schalter an, mich in eine Liste einzuschreiben und abzuwarten ob es doch irgendwo noch einen Bus gibt.
Nach zwei Stunden warten und beten dass es irgendeine Lösung geben wird, wurde ich endlich aufgerufen. Er sagte mir, dass ein Bus nach Puerto Ordaz fährt (selbe Richtung aber nicht gleicher Ort) und ich ein Ticket haben kann. Gott sei dank, ein Ticket und ein Schlafplatz im Bus!!! Ich wollte mit Karte zahlen, doch das Kästchen war kaputt.. Ok dann halt bar. – Scheisse, ich hab zu wenig Bargeld dabei! Der Bus fährt in 5 Minuten los, ich muss mich jetzt entscheiden ob ich das Ticket haben will oder nicht (das ist meine einzige Hoffnung!) aber ich hab keine Geld…. Ein Engel fiel vom Himmel: Ein Mann hinter mir nahm meine Hand, drückte mir den Rest, den ich brauchte um mir mein Ticket zu kaufen in die Hand, lächelte und sagte „Jetzt kannst du dir dein Ticket kaufen“.
Sofort gab ich meinen Rucksack auf, damit er eingeladen werden konnte und stieg in den Bus ein. Ich suchte meinen Platz: Nr.25. 21, 22, 23, 24, 29, 30…Hääää? Wo ist Platz nr.25? „Gibts nicht“, sagte ein junger Mann zu mir, der gerade daneben sass als er bemerkte, dass ich auf der Suche nach meinem Platz war. Ich setzte mich neben ihn, da es der einzige Platz war, der noch frei war. Johnny ist ein sehr lieber Kerl und wir plauderten noch lange. Während der Fahrt, bezahlte er mir was zu trinken (da ich immer noch kein Bargeld hatte), unterstützte mich und erzählte mir ein bisschen was über sein Land (Venezuela). Es wurde eisig kalt im Bus, da sie die ganze Zeit die Klimaanlage laufen liessen.
Johnny erklärte mir, dass die Busse nicht mehr fahren können, weil eine Brücke eingestürzt ist und dieser Bus nun ausnahmsweise eine alternative Route nimmt, welche 2 Stunden länger dauern wird. Das heisst ich werde ungefähr am nächsten Morgen um 7.30 Uhr ankommen, ok.
Wir fuhren durch wunderschöne Landschaften in Venezuela, dazwischen immer wieder kleine Dörfchen, Häuser und Ranches.

Die Busreise nahm kein Ende…Nach 15 Stunden kam ich endlich in Puerto Ordaz an!!!! Nun brauchte ich umbedingt Bargeld. Johnny wohnt in Puerto Ordaz, rief seinen Kumpel an, welcher uns sein Auto bracht, damit er mich zum nächsten Geldautomaten fahren konnte. Automat ausser Betrieb…Ok, nächster Automat. Erkennt meine Karte nicht?? Was ist los? Johnny musste leider zur Arbeit, brachte mich aber noch zum grossen Einkaufszentrum (wo ich in einer Bank nachfragen soll was mit meiner Karte nicht in Ordnung ist) und zeigte mir den Weg, wie ich danach die Autos finden kann, welche mich nach Tucupita bringen, wo ich hin musste. Er sagte mir, ich soll auf keinen Fall mehr bezahlen als 10 Bolivar um nach Tucupita zu kommen (Insiderwissen 😉 ). Er verabschiedete sich von mir, sagte „Ich wünsch dir alles Glück der Welt, sei vorsichtig und God bless you“.
Ich watschelte ins Einkaufszentrum und suchte eine Bank; es gab viele. Die Erstbeste nahm ich und stellte mich an. Warten-warten-warten-warten……nach 1 Stunde war ich endlich an der Reihe am Schalter. Alles was mir die Dame zu sagen hatte, war „Was ist das für eine Karte? Und was ist das für ein Pass? – Kennen wir nicht, nehmen wir nicht.“ Toll…Auf zur nächsten Bank. Wieder wartete ich 1h30! Die Dame hatte mir auch nicht viel mehr zu sagen. Sie meinte ich soll zur Bank vis-à-vis gehen, die nehmen so komische Karten wie meine. Ich glaube sie wollte mich einfach nur loshaben. Natürlich war ich genauso erfolglos in der nächsten Bank wie in den anderen Beiden, nur dass ich diesmal keine Geduld hatte und mich einfach vorne reinquetschte um sofort zu fragen ob sie diese Karte nehmen.
Und nun? Bei einem Infostand erkundigte ich mich nach einer Wechselstube oder irgendetwas woher ich Geld bekommen kann. Nichts….
Kurz gesagt: Ich hab kein Geld, meine Karten funktionieren nicht, auf meinem Handy hab ich noch umgerechnet 80Rappen Guthaben und ich kenne hier niemanden der mir helfen könnte…
Soll ich meine Bank anrufen? Nein, kostet zu viel und die können mir hier auch nicht helfen.
So zusagen: Schachmatt, denn umdrehen kann ich ohne Geld auch nicht…
Mein einziger Hoffnungsschimmer war: Anthony anrufen. Das ist der Besitzer von der Delta Lodge, wo ich hingeh. Seine Frau nahm das Telefon ab, welche mich weiterreichte an die Tochter, welche Englisch sprach. Ich erklärte ihr meine Situation (was mir sehr peinlich war, da sie mich noch nicht mal kannten und ich schon ziemlich in der Scheisse stand^^). Sehr zuvorkommend antwortete sie mir: „Keine Panik, ich such eine Lösung und ruf dich dann zurück“.
Ich wartete. Nun war auch noch die Batterie meines Handys am blinken. Neeeeein!!! Mein Adapter funktioniert hier nicht. Das heisst, wenn jetzt die Batterie ausgeht bin ich nicht Schachmatt sondern Schachplatt…
Bitte halte durch!
Die Stunden wurden immer länger, da mir mein Wasser schon am Morgen ausging und die Sonne bei 38-40 Grad immer unerträglicher wurde..Meine einzige Rettung, dass ich nicht auch noch verhugere war die Tailleaule von Thesi!!!! Das war das einzige, dass ich zu essen hatte seit ich in Lisbon losgefahren bin..Danke!!! <3
Endlich kam ein Rückruf! Sie sagte mir, ich soll bleiben wo ich bin, es werde mich ungefähr in einer Stunde jemand anrufen, mir sagen wo ich hingehen soll, mir Geld geben, mich in ein Hostel bringen (da es schon zu spät war um weiter zu fahren), am nächsten Morgen zum Flughafen bringen und übergeben an jemand anderen, welche mich dann nach Boca de Uracoa bringen wird wo ich mit dem Boot dann zur Lodge gebracht werde.
Das hört sich nach einem Plan an! Ich war ihr sooo dankbar!!
Nun musste eifach meine Batterie durchhalten bis mich die Person anruft…Ich betete dafür…!
Der liebe Gott meinte es gut mit mir: Ich bekam einen Anruf. Diego. Er warte auf mich am anderen Ende des Einkaufzentrums. Wir fanden uns, ich war gerettet! Er brauchte auch Geld, jedoch spukte auch bei ihm der Automat. Beim 5ten Automaten hatten wir Glück! Irgendwie hat mich das beruhigt, dass es nicht an mir liegt, sondern dass auch Einheimische Probleme haben Geld zu bekommen 😉
Er kaufte mir was zu Essen, zu Trinken, brach mich zu einem Hostel, bezahlte auch dies für mich und gab mir noch etwas Bargeld. Diego ist eine Engel!
Er verabschiedete sich und sagte mir, ich soll am nächsten Morgen um 7 Uhr wieder an der Rezeption sein.
Duschen- was für ein Privileg nach 3 Tagen Reise!!!! Danach schlief ich wie ein Baby, nach diesem Tag Unwissen, Verlorenheit, Warten, Hoffen und Beten, dass er irgendwie gute enden wird.
Morgens um 7 Uhr holte mich Diego wieder ab, brach mich zum Flughafen und übergab mich an eine nette Dame. Sie fuhr mich zusammen mit zwei Italiener (Luisa und Sergio) nach Boca de Uracoa. 2 Stunden über Fahrt über Strassen mit riesengrossen Schlaglöchern!!! Wieder sah ich sehr viel von Venezuela, es wurde immer grüner, immer mehr Tiere, der Delta…wunderschön.
In Boca angekommen, gings weiter mit dem Boot. 1 Stunde fuhr uns Alexis (er arbeitet auch in der Delta Lodge) durch den Dschungel über den Delta.
Endlich angekommen!!!!!!
Zusammenfassung der 4 tägigen Reise!!!!:
Schweden-Kopenhagen 4 Stunden Auto
Kopenhagen-Lisbon Flughafen 4 Stunden Flugzeug (Easyjet)
Lisbon Flughafen-Lisbon Zentrum 30 Minuten Bus
Lisbon Zentrum-Lisbon Flughafen 30 Minuten Taxi
Lisbon-Caracas 9 Stunden Flugzeug (TAP)
Caracas Flughafen-Caracas Zentrum 1 Stunde 40 Min Bus
30 Minuten Taxi
Caracas-Puerto Ordaz 15 Stunden Bus
Puerto Ordaz-Puerto Ordaz Flughafen 20 Minuten Auto
Puerto Ordaz-Boca de Uracoa 2 Stunden Auto
Boca de Uracoa-Delta Lodge 1 Stunde Boot
Total reine Reisezeit: 38 Stunden 30 Minuten
Was für eine Reise!!!!!
Eine total neue Welt! Kein Empfang auf dem Handy, kein Telefon, nur sehr selten Internet.
Die Leute hier, ein Gemisch aus Einheimischen (Warao Indianer), Arbeitenden (aus versch. Nationen inkl. Venezuela) und Touristen.

Ich bekam ein Zimmer (ein Häuschen gemacht aus Baumstämmen, eingefasst mit stabilem Moskitonetz und überdacht mit den Blättern von der Temiche-Palme), mit Toilette, Dusche und Waschbecken. Natürlich ist alles Wasser, das man hier benutzt aus dem Delta (Fluss). Nur das Trink- und Kochwasser kaufen sie in grossen Flaschen.
Nachdem ich alle Sachen in meinem Zimmer deponiert hatte, gabs auch schon Mittagessen.
Ich ass zusammen mit den Einheimischen.
Währenddessen und danach lernte ich alle kennen:
Der Besitzer; Anthony
Sein Assistent; Jesus
In der Küche; der Chefkoch Daniel, seine Frau Gloria, ihr Kind Loriana, die andere Chefköchin Carolina (Daniel und sie wechseln sich ab), ihr Kind Estrella, Omaira, Carolina chiquita und Jesus (ein anderer Voluntario aus Venezuela).
Putzfrauen; Marisol, Irene, Elina
Die Mechaniker; Ronny und Alcadio
An der Bar/Rezeption mir mir: Eva
Boote; Alexis, Marco, Orlando, Rudy
Häuserbauer; Carlo, Gregorio, Carlo, Yanez, Jesus
Der Kenner des Dschungels und das „Markenzeichen“ von hier; Genaro (er ist unglaublich, er sieht alles das sich bewegt! eines Nachts als wir mit dem Boot unterwegs waren, sah er aus 50m Distanz eine Schlange irgendwo im Baum oben!!!)
Als ich ausgegessen hatte, setzte sich Alexis wieder neben mich mit etwas in der Hand; eine riesen Made! Er legte sie mir neben meinen Teller und meinte „Spar sie dir fürs Zvieri (Brotzeit) auf!“. Dankend lehnte ich ab und antwortete. „Ich glaube die wird dir besser schmecken als mir.“ 😉 Alle lachten!
Nachdem ich mich ein wenig ausgeruht hatte, erklärte man mir meine Aufgaben, was wie läuft.
Meine Hauptaufgaben sind: Rezeption (Betreuung der Gäste, Schlüsselausgabe und Aufbewahrung, Koordination der Boote), Bar (Getränkausgabe inkl. Cocktails mixen, auffüllen, das Inventario machen aller Getränke, Abrechnung der Gäste und einkassieren), Bar öffnen und schliessen, Getränke bereitstellen für Exkursionen, Dekoration (mit Blumen) der Bar und Tische und manchmal helfe ich noch etwas in der Küche oder beim servieren. Klingt nach sehr viel ist aber eigentlich sehr sehr wenig! Ich habe sehr viel Freizeit, in der ich tun kann was ich will. Zeit zum SEIN!
Am ersten Abend als ich hinter der Bar ein bisschen sauber machte, kam Marco herein und fragte mich: „Hast du Angst?“. Ich antwortete: „Vor dir? Nein, wieso?“. Er zog seine Hand von dem Rücken hervor und hielt sie mir vor meine Nase. Uaaaaaaaaaaaaaaa, eine Tarantula!!!!!!!!! Eine riesige, fette, schwarze Spinne!!!!! Ich schrie und zuckte zurück. Alle Jungs hatten sich hinter der Bar vesteckt um zu lauschen wie ich reagieren werde. Natürlich begannen alle lauthals zu lachen als sie mich schreien hörten. 😉
In der ersten Nacht hatte ich Schiss überhaupt schlafen zu gehen, denn nach ungefähr neun Uhr, wenn der Generator abgestellt wird, gibts kein Licht mehr. Nur noch Fackeln am Weg entlang und eine Kerze im Zimmer. Nach der Tarantula und allen anderen Gruselgeschichten, die sie mir erzählten (was es alles für Tiere gibt), kostete es mich viel Überwindung. Doch kurz vor dem Zubett gehen, sagte mir Eva noch, dass Tarantulas eigentlich von den Menschen Angst haben und eher weggehen als sich annähern. Das beruhigte mich ein wenig, so ging ich, nach dem Schliessen der Bar, doch in mein Häuschen und legte mich ins Bett.
Jede Bewegung oder Laut der Tiere hört man als wäre es diekt neben dem Kopfkissen, da der Dschungel nur durch ein stabiles Moskitonetz vom Bett getrennt ist.
Trotz all dem schlief ich wunderbar inmitten des Dschungels!
Ich glaube es würde mir mitlerweile schon fast fehlen, wenn ich keine Tiere hören würde: das Schreien der Affen, das Knurren von Tigern oder vom Puma, das Zwitschern der Vögel, das Quaken der Frösche, das Zischen der Schlangen, oder aber auch das Runterfallen einer Kokosnuss 😉 Morgens beim Aufstehen seh ich von der Toilette aus in den Dschungel; ich seh Kolibris, Schmetterlinge und aller Art Vögel.

Die Natur hier ist unbeschreiblich! Keine Maschinen, Autos, Verkehr, Strahlungen und so weiter.. pure unberührte Natur.
Die Menschen sind genauso unverstellt, natürlich und haben eine unglaubliche Ausstrahlung.

Alle sind sehr herzlich!
Manchmal darf ich auch mit auf Exkursionen!!!
Als ich das erste Mal mit durfte fühlte ich mich „Frei“!
Wir gleiteten mit dem Boot über den spiegelglatten Delta, worin sich der Himmel in all seinen Farben wiederspiegelt, eingehüllt vom Grün des Dschungels. Ein Gefühl von Freiheit, Fülle, Reinheit, Verbundenheit, Glück und Liebe überkam mich.

Vorgestern durfte ich einen ganzen Tag mit auf Exkursion! Wir fuhren in kleinere Flüsse hinein immer tiefer in den Dschungel. Wir stoppten. Als erstes stellten wir Brot her mit Mehl, Wasser und Salz. Wir machten ein Feuer und backten das Brot (Fladenbrot). Derweilen machten wir einen Salat, welcher wir dann zusammen mit dem Brot genossen. Nach dem Essen fuhren wir mit dem Boot noch ein Stückchen weiter um durch den Dschungel zu wandern. Dass man durch einen Dschungel rennen kann (wie man dies oftmals in Filmen sieht) ist ein riiiiiesen Fake!! 😉
Mit einem Dschungelmesser, womit man die Äste durchtrennt die im Weg stehen, rückt man Stück für Stück vorwärts.

Durch Sumpf watet man mit den kniehohen Gummistiefeln (wobei man manchmal auch tiefer sinkt, wenn man nicht aufpasst;-) ), man schwingt sich mit Lianen à la Tarzan über kleine „Pfützen“. Die Wurzeln der Bäume benutzt man als kleine Inseln.

Nach einem Weilchen hatte ich den Dreh raus und der Rest der Gruppe (inkl. Marco, der uns führte) begannen mich „Jane“ zu nennen, da sie grössere Schwierigkeiten hatten und nicht so risikofreudig und schnell durch die Bäume rannten wie ich. Ich beginne den Dschungel mehr und mehr zu lieben.

Natürlich erzählte uns Marco auch sehr viel über die Bäume und Pflanzen die wir antrafen. Er fügte immer noch (auf Englisch, was die anderen nicht verstanden) hinzu, wofür man die Pflanzen braucht (Medizinisch) und wie man sie verwendet!! Ich notierte natürlich alles sofort in meinem Tagebuch!
Was wir so antrafen:
El Flor de Cacao: Die Blume des wilden Kakaobaumes
MentholBaum: Sein Harz riecht nach Menthol (Arzneimittel)
WasserBaum: Wenn man ihn aufschneidet fliesst Wasser heraus wie aus einem Wasserhahn!
BlutBaum: Wenn man die Rinde abschneidet, beginnt er zu Bluten (rot!!)
Palmito: daraus kommt das Palmherz, dass man auch in der Schweiz kaufen kann. Dieser Baum wächst 7 Jahre lang, damit man 20cm vom obersten dünnsten Teil des Baumes das Innerste gebrauchen kann!!!
Viele Früchte wie z.B. die Moriche-Frucht, Kokos…
Tiere: Kapuzineraffen, rote Affen, Papageie, Vögel (einer sieht aus wie eine Mischung zwischen einer Ente und einem Hahn^^), Skorpione, Termiten (Ameisenartige Dinger, die sehr viel Protein enthalten. Sehr lecker übrigens!! Einfach auf die Hand krabbeln lassen und ablecken ^^ das ist kein Witz!) hahahah
und leider gibt es auch sehr viele Moskitos hier! (zum Glück Schweizer-Mücken! Jeden Tag pünktlich von 4-6 und 18-20 Uhr). Daran hab ich mich leider bis heute noch nicht gewöhnt, ich bin total verstochen…Nun ja ich arbeite daran, dass ich jeden Tag ein bisschen bräuner werde, damit sie mich irgendeinmal nicht mehr unterscheiden können von den Einheimischen 🙂
Nach der Dschungelwanderung gings mit dem Boot weiter. Wir sahen Süsswasser-Delfine! Danach angelten wir. *Petri heil*. Wir fischten Piranias! Und das mit einem Stecken, Schnur und ein bisschen Fleisch vorne dran 😉 Trotz Piranias sind wir danach im Delta schwimmen gegangen 😉 Herrlich! (Ich geh übrigens fast täglich im Delta schwimmen, denn es ist so ziemlich die einzig wahre Abkühlung). Zum Abschluss der Tages-Exkursion besuchten wir dann noch die grosse Waraofamilie. Wir sahen wie sie leben. Alle schlafen unter einem Dach in Hängematten, jeder hat seine Aufgabe (es gibt Fischermänner, eine Frau macht Hängematten:es dauert ungefähr einen Monat eine zu machen!, einige Waschen die Kleider im Delta, einige Kochen, einige gehen Jagen oder Sammeln, die Kinder machen Handwerke oder spielen……).
Alle helfen allen und alles gehört allen. Besitz ist hier sowieso ein Fremdwort. Man braucht die Sachen und gibt sie weiter. Als Beispiel; Jemand macht eine Kette. Er schenkt sie jemandem. Der trägt sie und die Kette zaubert ihm jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht und erfüllt sein Herz. Wenn die Zeit gekommen ist, schenkt er sie weiter, um das Herzen eines Anderen zum Leuchen zu bringen. So hat jeder ein Stück Liebe, dass er täglich geschenkt bekommt und weiter geben kann.
Ein paar andere Highlights die ich in den letzten 13 Tagen hier erlebt habe waren:
-Ein Geschenk von Marco: (die Jungs die mit den Booten unterwegs sind, bringen mir sowieso oftmals Geschenke mit von den Exkursionen); er holte aus dem Dschungel Krebse, kochte sie für mich und gab mir einen Crash-Kurs in Krebsessen! Danach genossen wir zusammen die beiden Krebse! Lecker!!!!
-Ich holte Kokosnüsse vom Baum, wir schneideten sie auf, tranken die Milch daraus und assen zum Schluss noch das Fleisch
-Die Katze, die vor paar Tagen aus dem Dschungel kam, hatte noch keinen Namen, also taufte ich sie Johnny 😉
(Wir haben hier als Haustiere 3 Hunde, eine Katze, ein Tier das aussieht wie eine Mischung zwischen einer Ratte und einem Schwein^^, eine Schlange und ein Puma.)
Viele Einheimische haben als Haustiere auch noch Papageie, Kapuzineraffen, Rinder/Kühe oder so was ähnliches….
-Waschtag: Waschmaschine? Was ist das? Wir haben hier ein Topf der aussieht wie eine risengrosse Teigmaschine. Da wirft man seine Wäsche, Wasser und ein bisschen Pulver rein. Dann drückt man einen Knopf (ja es gibt einen Knopf!!!!) und die Maschine beginnt zu waschen bzw. zu „kneten“. Einen Deckel hat diese Maschine natürlich nicht. Wenn man das Gefühl hat, die Wäsche ist sauber, drückt man wieder den Knopf und die Maschine stoppt. Dann beginnt die Handarbeit 😉 Wäsche rausnehmen und ausspühlen. Das heisst ein Waschbecken nehmen, füllen mit Wasser, auswaschen, Wasser wegschütten. Neues Wasser reingiessen, auswaschen, Wasser wegschütten……immer so weiter bis die ganze Seife raus ist (das dauert!!!). Oder man geht mit der Wäsche zum Fluss und macht dieses ganze Prozedere im Fluss, dann muss man das Wasser nicht dauernd wechseln (ist ja sowieso das gleiche).
-Die letzten beiden Nächte hab ich draussen auf einer Hängematte geschlafen!!! Ich schlief wie ein Baby-man musste mich sogar aufwecken (trotz fast 12 Stunden Schlaf!), weil ich so tief schlief und das Frühstück schon kalt wurde 😉 Es ist wundervoll, sich von der frischen Brise des Delta in den Schlaf wiegen zu lassen und die Sterne und den Mond in vollstem Schein leuchten zu sehen – ein wahres Himmelbett….
-Kayak fahren! Gar nicht so einfach, aber es macht einen heiden Spass! Zusammen mit Estrella bin ich ein bisschen in der Gegend rumgegurkt ^^
Ja, nun seit ihr wieder einmal ein bisschen auf dem Laufenden und könnt euch ein Bild machen wo ich hier bin und was ich so mache 😉
Übrigens das Essen hier ist auch sehr lecker! Frische Früchte vom Baum, alles frisch zubereitet, einheimisches Essen das sehr lecker ist und manchmal gibts sogar Gniocchi oder Spaghetti! 😉
Mir geht es hier also sehr gut und ich erlebe und lerne täglich sehr viele neue Sachen!
Ich hoffe es geht euch allen auch gut, ich denke viel an euch. Ich würde mich sehr freuen von euch zu hören (per Email oder Kommentar auf dem Blog).
Sobald wir hier das nächste Mal Internet haben, melde ich mich wieder!
Die liebsten Grüsse, eine Umarmung und viel innere Ruhe aus dem Dschungel
eure Barbara
